Das Kaninchen zuhause – die richtige Haltung

30. Dezember 2022

Kaninchen gelten als kleine Tiere, die pflegeleicht und anspruchslos sind. Daher sind sie als Haustiere beliebt und für Kinder geeignet. Diese Annahmen sind jedoch nicht ganz richtig. Die Haltung von Kaninchen erfordert einiges an Wissen und viel Zeit, damit die Bedürfnisse der Tiere erfüllt werden. Sie sollten mit mindestens einem Artgenossen im Freigehege gehalten werden. Dies kommt ihren natürlichen Lebensraum am nächsten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Kaninchen liegt die Freude beim Beobachten. Es sind keine Kuscheltiere und daher nichts für Kinder unter zehn. Ihre Lebenserwartung liegt bei sieben bis zehn Jahren.
  • Die Tiere sind in einem mindestens zehn Quadratmeter großen naturnahen Freigehege mit mindestens einem Artgenossen zu halten, damit sie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können.
  • Die Geschlechtsreife setzt je nach Rasse zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat ein. Ist keine Züchtung geplant, sollten die Kaninchen kastriert werden.
  • Frisches Heu stellt die Grundnahrung dar. Daneben können den Kaninchen Obst, Gemüse, Grünfutter sowie Zweige von Obstbäumen zur Abwechslung gegeben werden.

Die richtige Haltung

Kaninchen dürfen niemals allein gehalten werden. Die sozialen Wesen sind auf andere Tiere angewiesen, um ihrem Bedürfnis nach Kommunikation und Sozialverhalten nachgehen zu können. Die Zeit und die Gesellschaft eines Menschen können dies nicht ersetzten.

Raumbedarf

Kaninchen brauchen Auslauf und entsprechend genügend Raum. Ein handelsüblicher Käfig ist hierfür nicht geeignet. Bestenfalls wird den Tieren im Garten ein Freigehege zur Verfügung gestellt. Rennen, Haken schlagen und buddeln gehören zu den natürlichen Verhaltensweisen der Tiere. Sie benötigen täglichen Freilauf. Bei der Haltung in der Wohnung ist ein ausreichender Platz bereitzustellen.

Haltung im Freigehege

Das Freigehege für Kaninchen hat einige spezielle Anforderungen. Es muss gut isoliert sein und ausreichend Schutz vor der Witterung gewähren. Die Größe sollte für zwei Tiere mindestens zehn Quadratmeter betragen. Kaninchen springen und graben gern. Daher muss der Zaun eine Höhe von 150 cm haben und ist mindestens 50 cm in die Erde einzulassen. Außerdem das Freigehege gegen das Eindringen von Raubtieren geschützt und für die Halter leicht zugänglich sein.

Haltung in der Wohnung

Von einer Wohnungshaltung ist abzuraten. Die im Handel angebotenen Käfige sind zu klein und nicht artgemäß. Bei der Haltung in der Wohnung kommt nur ein mindestens zehn Quadratmeter großes Zimmergehege in Betracht. Dieses muss Buddel-, Fress- und Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Gefahrenstellen wie giftige Pflanzen oder Kabel sind daraus fernzuhalten. Das Gehege sollte genügend Licht und Ruhe bieten, sowie vor externer Hitzeeinstrahlung und Zugluft schützen. Wegen der Gefahr eines Wärmestaus ist die Haltung auf dem Balkon ebenfalls ungeeignet.

Ernährung

Das Verdauungssystem von Kaninchen ist auf grobe Gräser oder andere Pflanzenteile ausgelegt. Es sind keine Nagetiere. Daher sollte Heu als Grundnahrungsmittel immer in ausreichender Menge vorhanden sein. Das Nahrungsangebot wird im Frühjahr und Sommer durch frisches Gras, Zweige von Obstbäumen und Wildkräuter erweitert. Auf dem täglichen Speiseplan sollte frisches Gemüse stehen. Aufgrund des hohen Zuckergehaltes sollte Obst nur äußerst selten angeboten werden.

Kaninchen müssen ständig Nahrung zu sich nehmen. Die Heu-Raufe sollte daher immer ausreichend gefüllt sein. Außerdem müssen die Tiere immer über ausreichend frisches Wasser verfügen. Hier ist ein fester und schwerer Wassernapf zu empfehlen, der regelmäßig gereinigt werden muss. In den im Handel erhältlichen Leckerlis und Futtermischungen sind oftmals Zucker und gepresstes Getreide enthalten. Diese sind daher für Kaninchen eher ungeeignet.

Direkt vom After nehmen Kaninchen das Essen des Blinddarmkots auf. Für die Tiere ist dies überlebenswichtig, um notwendige Vitamine zu erhalten. Damit die Verdauung reibungslos ablaufen kann, benötigen die Tiere viel Ruhe. Um die Trommelsucht, eine gefährliche Aufblähung des Darms zu vermeiden, sind aus dem Gehege welke Nahrungsreste sofort zu entsorgen.

Krankheiten

Für verschiedene Krankheiten, Zahnprobleme und Verdauungsstörungen sind Kaninchen anfällig. Leider sind die Symptome erst spät zu erkennen. Sehr häufig treten aufgrund genetischer Ursachen, Zucht oder falscher Ernährung Zahnprobleme wie Schiefstellungen, die schwerwiegende Verdauungsstörungen oder andere Folgeerkrankungen nach sich ziehen können.

Daher sollten Kaninchen regelmäßig zu Routineuntersuchungen zum Tierarzt. Zudem ist der Impfschutz gegen die ansteckenden Kaninchenseuchen Myxomatose und RHD unbedingt zu empfehlen.

Jahreszeiten und Tagesablauf

Die Tiere sind dämmerungsaktiv. Abends und morgens ist der Bewegungsdrang der Kaninchen besonders stark. Am Rest des Tages mögen sie eher Ruhe. Der Halter muss den natürlichen Tagesablauf respektieren und für ausreichend Ruhe sorgen. Am Abend sollten den Tieren Auslauf geboten werden.

Hochsommerliche Temperaturen können bei Kaninchen zu einem tödlichen Hitzeschlag führen. Daher müssen die empfindlichen Lebewesen immer die Möglichkeit haben, sich an einen kühlen Ort zurückzuziehen. Für Abkühlung können in Handtücher gewickelte Eiswürfel im Gehege sorgen.

Zugluft stellt für die Tiere ebenfalls eine große Gefahr dar. Sie können sich schnell erkälten oder eine schmerzhafte Bindehautentzündung davontragen. Ein permanent geöffnetes Fenster oder ein Ventilator sind daher zu vermeiden.

Das Außengehege darf nicht in der prallen Sonne stehen und es muss ein Unterschlupf im Schatten vorhanden sein. Im Sommer sind Kaninchen täglich auf Fliegenmadenbefall zu untersuchen.

Ebenso gefährlich sind sehr tiefe Temperaturen. Hier muss für die Tiere eine gut isolierte Schutzhülle geschaffen werden.

Fazit

Die Haltung von Kaninchen ist alles andere als einfach. Der vorstehende Ratgeber hat gezeigt, auf was alles geachtet werden muss. Für Kinder eignen sich die anspruchsvollen Wesen eher weniger. Daher sollte die Anschaffung gut überlegt sein. Neben dem erforderlichen Wissen sind vor allem viel Zeit und Fürsorge notwendig, damit sich die Kaninchen wohlfühlen.

Redaktionsleitung

Wildtierstation-Hamburg
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