Die Mehlschwalbe

25. Oktober 2023

Mehlschwalben bzw. Schwalben kommen in zahlreichen alten Bauernregeln vor. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist „Fliegen Schwalben in den Höhen, kommt ein Wetter, das ist schön“. Doch woran erkennt man die sogenannten Mehlschwalben? Wie leben sie und was fressen sie? Haben sie natürliche Feinde? Antworten hierauf liefert der folgende Vogelsteckbrief.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mehlschwalben sind absolut ortstreue Vögel, so siedeln sie sich beinahe immer in unmittelbarer Nähe ihres eigenen Geburtsortes an.
  • Auf der Suche nach Nahrung und Nistmaterial beschränken sich Mehlschwalben auf einen maximalen Radius von rund 500 Meter um den Brutstandort. Fehlt es in dieser Umgebung an geeignetem Nistmaterial, so entwickelt sich die jeweilige Kolonie nicht weiter.
  • Allein in Deutschland leben zwischen 480 und 900 Tausend Brutpaare, während es in ganz Europa sogar bis zu 23,6 Millionen sind. Der weltweite Bestand ist allerdings unbekannt.

Steckbrief

Name: Mehlschwalbe

Aussehen: blauschwarze Kopfhaube, braune Flügelschwingen und weißes Bauchgefieder

Zugverhalten: Langstreckenzieher

Größe: 11 bis 13 cm

Gewicht: 18 bis 22 g

Alter: 2 bis 14 Jahre

Futtertyp: Insektenfresser

Nahrung: Fliegen, Mücken, Schmetterlinge und Spinnen

Lebensraum: offene Landschaften mit insektenreichen Gewässern, steile Felswände und hohe Gebäude

Verbreitung: Europa, Afrika und Asien

Natürliche Feinde: Eltern, Falken, Marder und Schleiereulen

Aussehen der Mehlschwalbe

Die Mehlschwalbe wird gerne auch als Kirch- oder Stadtschwalbe bezeichnet. Im Vergleich zu ihrer Verwandten, der Rauchschwalbe, ist sie deutlich kleiner und gedrungener. Je nach Nahrungsangebot ist sie nämlich nur rund 12 bis 14 cm groß und etwa 15 bis 25 g schwer. Doch trotz ihrer geringen Größe sind Mehlschwalben echte Flugkünstler. So können sie bei der Verfolgungsjagd von Beute schnell mal Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen. Aber auch ihre Lebenserwartung ist mehr als beeindruckend, denn Mehlschwalben können bei guten Lebensbedingungen ein maximales Alter von bis zu 14 Jahren erzielen.
Erkennen können Vogelbeobachter die Mehlschwalben vor allem an ihrem typischen Markenkennzeichnen, nämlich ihrem schneeweißen Bürzel. Dieser sticht vom restlichen Gefieder und der blauschwarzen Kopfhaube sowie Oberseite, extrem hervor. Dabei wirkt der Blauton schon beinahe metallisch, sodass sich die Mehlschwalbe perfekt von anderen Vögeln unterscheiden lässt. Ebenso typisch für Mehlschwalben sind ihre kurzen, weißen Beinchen und ihr kurzer Gabelschwanz.

Mehlschwalben Männchen vs. Mehlschwalben Weibchen:

Mehlschwalben Weibchen und Männchen unterscheiden sich kaum voneinander. Lediglich die Kehle der Vögel zeigt minimale Unterschiede. So ist diese bei den männlichen Vertretern absolut schneeweiß, während sie bei den Mehlschwalben Weibchen ein wenig schmutzig erscheint.

Lebensweise der Mehlschwalbe

Mehlschwalben sind Kulturfolger und siedeln sich daher gerne in Dörfern sowie Kleinstädten an. Ursprünglich waren sie jedoch Steilküstenbewohner, doch statt an Felswänden bauen sie ihre Nester nun häufig unter Dachvorsprüngen und an Hausfassaden. Wichtig ist ihnen dabei die direkte Nähe zu Wasserstellen und eine möglichst offene Landschaft zum Jagen von Insekten.
Mehlschwalben sind absolut gesellige Vögel und brüten daher bevorzugt in Kolonien. Auch versammeln sie sich leidenschaftlich gerne in kleinen Truppen auf Stromleitungen oder begeben sich gemeinsam als Team auf die Jagd nach Insekten.
Da Mehlschwalben zu den Zugvögeln gehören, verbringen sie die Herbst- und Wintermonate vorwiegend in Südafrika. Hierfür treten sie ab Ende August bis Anfang September ihren langen Herbstzug an, der sich über die Alpen, das Mittelmeer und die Sahara erstreckt. In Südafrika angekommen, überwintern sie dort gerne in bergigen Regionen. Gegen Ende April bis Mitte Mai machen sich die Vögel dann wieder auf den Weg in ihre Geburtsorte. Vor allem die männlichen Mehlschwalben bleiben ihrem Brutplatz nahezu immer treu.

Fortpflanzung, Brutverhalten und Entwicklung der Mehlschwalbe

Mehlschwalben haben ein bis zwei Jahresbruten, in seltenen Fällen sogar bis zu drei. Oft kehren sie exakt in das gleiche Nest vom vergangenen Jahr zurück und bessern dieses nur noch ein wenig aus. Da Mehlschwalben gerne in Kolonien brüten, findet man ihre Nester oft dicht nebeneinanderliegend vor. Für den eigentlichen Nestbau sind die Männchen und Weibchen gleichermaßen verantwortlich. Als Nistplatz bevorzugen die Mehlschwalben vor allem Standorte an Häusern direkt unter dem Dach, oder aber unter Balkonen sowie Brücken. Wichtig ist ihnen dabei jedoch immer, das Vorhandensein einer senkrechten rauen Wand mit Überdachung sowie einem freien Anflug.
Das eigentliche Nest weist eine napfähnliche Form auf und besteht aus aneinander „gespachtelte“ Lehmkugeln. Bis auf ein kleines Einflugloch ist das Nest der Mauerschwalben rundum vollständig geschlossen. Je nach Witterungsbedingungen kann der Nestbau bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Nach der Fertigstellung wird das Nestinnere noch mit weichen Naturmaterialien wie Federn, Haaren, Moos und Grashalmen ausgepolstert.
Ist das Nest einsatzbereit, so legt das Weibchen zwei bis sechs Eier. Für das Bebrüten sind beide Elterntiere abwechselnd und gleichermaßen verantwortlich. Nach rund zwei bis drei Wochen schlüpfen die Jungen und werden bis sie flügge sind direkt im Nest von ihren Elterntieren versorgt. Nach ca. drei bis vier Wochen ist es dann so weit und die Jungen verlassen erstmals das Nest, werden aber noch für einige weitere Tage von ihren Eltern umsorgt, bis sie letztlich auf sich selbst gestellt sind.

So sehen die Eier aus: Die Eier der Mehlschwalben sind rund zwei Zentimeter groß und schneeweiß. Somit lassen sie sich auch perfekt von den Rauchschwalben Eiern unterscheiden, denn diese weisen rote Sprenkel auf.

So sehen die Jungvögel aus: Mehlschwalben Jungvögel sehen ihren Elterntieren bereits nach dem Schlüpfen sehr ähnlich, lediglich ihr Gefieder wirkt noch etwas matt und weist noch nicht den typischen metallisch blauen Glanz auf.

Ernährung der Mehlschwalbe

Mehlschwalben ernähren sich vorwiegend von Insekten wie Mücken, Fliegen, Blattläusen, fliegenden Ameisen und kleinen schwebenden Spinnen. Hin und wieder verspeisen sie aber auch Bienen und Schmetterlinge. Dabei greifen sie ihre Nahrung nahezu immer direkt im Flug auf, lediglich bei Nahrungsknappheit machen sie sich über Insekten am Boden her.

So kann man die Mehlschwalbe im eigenen Garten unterstützen

Gartenbesitzer können Mehlschwalben mit dem Anbringen von geeigneten Nistkästen unterstützen. Diese sollten aber unbedingt halbkugelförmig und bis auf ein kleines Einflugloch vollständig geschlossen sein. Im Optimalfall werden die Nistkästen an der Hausfassade oder an der Garage angebracht. Um das jeweilige Gebäude vor Kotverschmutzungen zu schützen, empfiehlt sich die Anbringung eines Kotbrettes unterhalb des Nistkastens.
Ebenso freuen sich Mehlschwalben auch sehr über einen insektenreichen Garten. Daher sollten Gartenbesitzer, die Mehlschwalben, aber auch andere Vogelarten ein wenig unterstützen möchten, gänzlich auf den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden verzichten.

Feinde der Mehlschwalbe

Zu den natürlichen Feinden der Mehlschwalbe zählen vor allem Elstern, Falken, Habichte, Marder und Schleiereulen. Aber auch der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Lebensbedingungen der Mehlschwalben aus.

Singverhalten der Mehlschwalbe

Der Ruf der Mehlschwalbe gleicht normalerweise einem „tsrr“, es sei denn, sie ist in Gefahr. In diesem Fall gibt die Mehlschwalbe einen schrillen Alarmruf von sich. Dieser klingt wie „sier“. Ihr Gesang besteht hingegen aus einem leisen, schwatzendem und recht unspektakulärem Zwitschern.

Jenny
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