Der Girlitz

30. Mai 2023

Der Girlitz zählt zur kleinsten europäischen Finken-Art, ist inzwischen aber nicht nur in weiten Teilen Europas verbreitet, sondern auch in Afrika und Asien zu finden. Doch wie sieht der Girlitz überhaupt aus? Wovon ernährt er sich? Und welche natürlichen Feinde hat er? Näheres dazu im folgenden Vogelsteckbrief.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Girlitz wird gerne mit dem Erlenzeisig sowie der Goldammer verwechselt. Das liegt vermutlich vor allem an seinem gelben Gefieder über das sowohl die Goldammer als auch der Erlenzeisig verfügen.
  • Girlitze haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von bis zu 5 Jahren. Allerdings erreichen diese Alter nicht alle Girlitze, denn viele von ihnen fallen bereits in ihren ersten zwölf Lebensmonaten Fressfeinden zum Opfer.
  • Da der Girlitz zu den Freibrütern zählt, akzeptiert er klassische Nistkästen, die im Garten angebracht werden, in der Regel nicht.

Steckbrief:

Name: Girlitz

Aussehen: rundlicher Körperbau, kurzer Hals und typischer Finken-Kegelschnabel, gelbes Federkleid mit unterschiedlich stark ausgeprägten braunen bis schwarzbraunen Streifen

Zugverhalten: Kurzstreckenzieher teilweise Standvogel

Größe: ca. 11 bis 12 cm

Gewicht: etwa 11 bis 13 g

Alter: ca. 3 bis 5 Jahre

Futtertyp: Überwiegend Samenfresser

Nahrung: Feine Sämereien, Blatt- und Blütenknospen, Insekten

Lebensraum: offene Landschaften in flachen Regionen, Parks, Gartenanlagen, Berglandschaften, Büsche und Dickichte

Verbreitung: Europa, Asien und Afrika

Natürliche Feinde: Raubvögel, Katzen, Marder, Parasiten, das Wetter und der Mensch

Aussehen des Girlitz

Da der Girlitz der Finkenfamilie angehört, weist er auch das typische Aussehen der Finken auf. So besitzt der rund 11 cm große Singvogel einen relativ runden Körper, einen extrem kurzen Hals und den klassischen Kegelschnabel. Je nach Geschlecht und Nahrungsangebot wiegt der Girlitz zwischen 11 und 13 Gramm.
Optisch unterscheiden sich die Girlitz Weibchen und Männchen sehr. So verfügen die männlichen Vertreter über ein intensiv gelbgefärbtes Gefieder, das unterschiedlich stark gestreift ist. Lediglich die Brustmitte, die Kehle und die Stirn weisen keinerlei Streifen auf. Die Weibchen hingegen sind wie so oft in der Welt der Vögel deutlich weniger stark gefärbt. So verfügen sie lediglich über ein blassgelbes Gefieder und sind überall kräftig schwarzbraun gestreift. Lediglich der intensiv hellgelb gefärbte Bürzel weist keine Streifen auf.

Achtung Verwechslungsgefahr: Girlitz vs. Goldammer und Erlenzeisig

Häufig wird der Girlitz mit der Goldammer und dem Erlenzeisig verwechselt. Die Goldammer ist allerdings deutlich größer und zeichnet sich vor allem durch ihren beinahe komplett gelben Kopf sowie ihre rotbraune Brust aus. Doch auch den Erlenzeisig kann man mit dem gewissen Knowhow gut vom Girlitz auseinanderhalten. Denn dieser hat statt einer gelben Stirn eine beinahe schwarze Stirn. Auch besitzt der Erlenzeisig nicht die für den Girlitz typischen dunklen, olivfarbenen Wangenfelder.

Lebensweise des Girlitz

Der Girlitz ist sowohl in Europa als auch in Asien und Afrika verbreitet. Während er in Südeuropa und Nordafrika als Standvogel lebt, zählt er in Mitteleuropa und Kleinasien zu den Kurzstreckenziehern. So verlässt er uns meist spätestens Ende Oktober und macht sich auf den Weg in Richtung Mittelmeer. Ab Anfang April kehren die ersten Girlitze wieder zurück in ihre gewohnte Heimat, um dort mit dem Brüten zu beginnen. In milden Wintermonaten kommt es aber auch durchaus vor, dass die Girlitze doch hierzulande bleiben.
Als Lebensraum bevorzugt der Girlitz vor allem offene Kulturlandschaften mit zahlreichen Sträuchern, Bäumen und Büschen. Aber auch in Moorgebieten, Berglandschaften, an Waldrändern und Flüssen bekommt man die Finken oft zu sehen. Für ihre Brut suchen sie gerne große, naturnahe Gärten und Friedhöfe auf. Typisch für Girlitze ist ihr territoriales Verhalten während der Brutzeit. Außerhalb dieser sensiblen Zeit sind sie allerdings oft in großen Schwärmen anzutreffen.

Fortpflanzung, Brutverhalten und Entwicklung des Girlitz

Hierzulande brüten Girlitze vorwiegend zwischen Mitte März und Mitte Mai. Während dieser Zeit sind sich die Girlitz Pärchen durchweg treu und führen eine monogame Brutehe. Damit es allerdings erst einmal so weit kommt, führen die Männchen ein ausgiebiges Balzritual durch. Dieses wiederum regt die Weibchen effektiv zum Nestbau an. Auf der Suche nach einem geeignetem Nistplatz wird das Girlitz Weibchen kontinuierlich von ihrem Gatten begleitet. Einen passenden Ort für das Nest zu finden ist allerdings gar nicht so leicht. Denn der Platz sollte sowohl möglichst versteckt liegen, dabei aber auch noch einen guten Ausblick auf die Umgebung ermöglichen. Meist bevorzugen die Vögel daher Nadelbäume, dichte Sträucher und Büsche.
Der eigentliche Nestbau beginnt mehrheitlich Mitte April. Für die komplette Fertigstellung benötigt das Weibchen maximal 6 Tage. Anschließend erfolgt die Eiablage. Normalerweise legt das Girlitz Weibchen jeden Tag ein Ei. Die eigentliche Brut beginnt allerdings erst, wenn das Gelege (3 bis 5 Eier) vollständig ist. Dadurch möchte das Weibchen sicherstellen, dass alle Jungen in kurzen Abständen nacheinander schlüpfen. Da das Bebrüten ausschließlich zur Aufgabe der Girlitz Weibchen zählt, werden sie während dieser 12 bis 14 Tage durch das Männchen mit ausreichend Nahrung versorgt. Sind die Jungen erst mal auf der Welt, verlassen sie das schützende Nest bereits in einem Alter von ca. 16 bis 17 Tagen wieder. Allerdings werden sie zu dieser Zeit noch mindestens für eine weitere Woche von ihren Elterntieren gefüttert.

So sehen die Eier des Girlitz aus: Die Eier des Girlitz sind bläulich gefärbt und verfügen über rötlich und hellviolette Flecken.

So sehen Girlitz Jungvögel aus: Die Jungvögel des Girlitz ähneln den Weibchen sehr. Ihr Gefieder ist zu Beginn bräunlich und mit dunklen Längsstreifen versehen. Allerdings haben sie noch keinen kräftig gelb gefärbten Bürzel.

Ernährung des Girlitz

Girlitze suchen ihre Nahrung vor allem am Boden. Zwischendurch weichen sie aber auch auf Birken und Stauden auf. Sie ernähren sich bevorzugt von Knospen und Samen. In den warmen Sommermonaten machen sie sich hin und wieder auch über kleinere Insekten und Blattläuse her.

So kann man den Girlitz im eigenen Garten unterstützen:

Wer die kleinen Finken im eigenen Garten mit einer Futterstelle unterstützen möchte, sollte am besten auf ein freistehendes oder hängendes Vogelfutterhaus zurückgreifen. Aber auch spezielle Futtersäulen fliegen Girlitze gerne an. Wichtig ist, dass sich die Futterstelle an einem übersichtlichen Ort im Garten befindet. Nur so können die Vögel anschleichende Feinde wie Katzen und Co. schneller wahrnehmen und rechtzeitig die Flucht ergreifen. Im Optimalfall befinden sich in direkter Nähe zur Futterstelle Büsche, Hecken oder Bäume, die als Versteckmöglichkeiten dienen. Als geeignetes Futter für Girlitze bieten sich vor allem Vogelfuttermischungen mit feinen Sämereien an. Aber auch Meisenknödel werden von den meisten Girlitzen gerne angenommen. Wichtig ist hier allerdings, dass kein Plastiknetz vorhanden ist, denn in diesem können sich die kleinen Vögel schnell verfangen und ernsthaft verletzen.

Wissenswert: Sofern sich in der Nähe der Futterstelle Fensterscheiben befinden, ist es ratsam, diese gezielt abzukleben. Anderenfalls kann es passieren, dass die Girlitze, aber auch zahlreiche andere Vögel dagegen fliegen und sich dabei schwerwiegende Verletzungen zu ziehen.

Feinde des Girlitz

Zu den größten natürlichen Feinden des Girlitz zählt ganz klar der Mensch. Er zerstört ihren Lebensraum und vergiftet ihre Nahrung durch den Einsatz von schädlichen Pestiziden. Weitere Feinde sind Raubvögel, Eulen, Katzen, Marder und Parasiten. Aber auch das Wetter macht es den Vögeln alles andere als einfach. Vor allem Starkregen und Hagel stellen für sie eine extrem große Gefahr dar.

Singverhalten des Girlitz

Den Gesang eines Girlitz erkennt man vor allem an seinen quietschenden Tönen, die er in unglaublich rascher Folge vorträgt. Einige sind sogar der Meinung, der Girlitz würde mit dieser auffälligen Tonfolge seinen eigenen Namen singen, also eine Art „gir-litz“. Andere hingegen vergleichen den Gesang mit einer quietschenden Fahrradkette. Hin und wieder gibt der Girlitz auch trillernde Rufe von sich.

Jenny
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