Der Kleiber

13. August 2023

Kleiber sind kleine blaugrau-orangerote Singvögel und werden auch als Spechtmeise bezeichnet. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass Kleiber extrem an die Lebensweise von Spechten und an das Aussehen von Meisen erinnern. Allerdings ist der Kleiber weder mit Spechten noch mit Meisen verwandt. Hierzulande tragen die Kleiber aber auch die Namen Saulocker, Schofickl und Sautreiber. Doch woran erkennt man diese Singvögel überhaupt? Wie leben sie und pflanzen sie sich fort? Kann man sie auch im eigenen Garten ein wenig unterstützen? Antworten hierauf und auf viele weitere Fragen im folgenden Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Kleiber hält schon im Frühherbst Ausschau nach einer passenden Bruthöhle und startet deutlich eher als alle anderen Singvogelarten mit dem Nestbau.
  • Seinen Namen verdankt der Kleiber seiner einzigartigen Fähigkeit. Denn er ist in der Lage dazu seine Bruthöhlen bei Bedarf mit Hilfe von kleinen Lehmkugeln gekonnt zu verkleben, um anschließend einen kleineren Innenraum zu schaffen.
  • Beim Verzehren von Nüssen geht der Kleiber wie ein Specht vor, da er ebenfalls einen recht langen und spitzen Schnabel hat. So hämmert er selbst die härtesten Nussschalen mühelos mit schnellen und kräftigen Kopfbewegungen auf.

Steckbrief:

Name: Kleiber

Aussehen: intensiv blau-graues Rückengefieder und auffälliges gelb-rötliches Bauchgefieder, Schwarzer Augenstreif sowie weißer Wangenfleck

Zugverhalten: Standvogel

Größe: 12 bis 17 cm

Gewicht: 17 bis 28 g

Alter: 2 bis 4 Jahre

Futtertyp: vorwiegend Insektenfresser

Nahrung: Insekten (vorzugsweise Käfer, Raupen und andere Wirbellose), Samen, Nüsse und Früchte im Herbst und Winter

Lebensraum: Laub- und Mischwälder, Parkanlagen und Gärten

Verbreitung: Europa, Nordafrika, Asien

Natürliche Feinde: Sperber, Falke, Wiesel, Waldkauz und Co.

Aussehen des Kleibers

Der Kleiber ist je nach Geschlecht in etwa 12 bis 17 cm groß. Charakteristisch für ihn ist sein gedrungener, kompakter Körperbau mit verhältnismäßig großem Kopf. Hinzukommt sein relativ kurzer Hals und sein kurzer, gerader Schwanz. Letzteren verwendet der Kleiber auch häufig zum Abstützen. Je nach Nahrungsangebot schafft es der Kleiber auf ein Gewicht von 17 bis 28 Gramm.
Aber auch optisch kann sich der Kleiber durchaus sehen lassen. Während die Oberseite seines Rückengefieders in einem blau-grauen Ton gehalten ist, erstrahlt das Bauchgefieder meist gelb-rot bis rostrot. Auch die Oberschwanzdecken sind in einem sehr auffälligen rotbraun Ton gefärbt und mit großen, weißen Flecken geziert. Besonders typisch für den Kleiber sind hingegen sein schwarzer Augenstreifen, seine weißen Wangenflecken sowie seine ebenfalls weiße Kehle. Der lange, spitze Schnabel ist hingegen in einem recht unauffälligem Grauton gefärbt. Er dient den Vögel jedoch als perfekte Hilfe, um Insekten aus Baumrinden zu picken.

Wissenswert: Kleiber Männchen und Weibchen sehen sich relativ ähnlich. Einziger Unterschied sind die kastanienbraunen Flanken, über jene lediglich die Kleiber Männchen verfügen. Denn bei den Weibchen sind diese im gleichen Farbton wie das Bauchgefieder gehalten.

Lebensweise des Kleibers

Der Kleiber ist nicht nur bei uns in Europa, sondern auch in Nordwestafrika und in Teilen Asien verbreitet. Hierzulande zählt er zu den Standvögeln und ist somit das gesamte Jahr über zu beobachten. Zu seinen bevorzugten Verweilorten zählen neben offenen Laub- und Mischwäldern mit hohem Altholzbestand auch Parkanlagen, Friedhöfe und Gärten.
In der freien Wildbahn erreicht der Kleiber eine durchschnittliche Lebenserwartung von rund 2 bis 4 Jahren. Meist fallen die Singvögel jedoch schon deutlich früher ihren Fressfeinden zum Opfer.

Gut zu wissen: Der Kleiber ist ein wahrer Künstler, wenn es darum geht, kopfüber an Baumstämmen hinunterzulaufen. Da dies nur sehr wenig Vögel können, kann man den Kleiber an dieser Spezifikation relativ gut erkennen und von anderen Singvögeln unterscheiden.

Fortpflanzung, Brutverhalten und Entwicklung des Kleibers

Die Brutzeit des Kleiber beginnt gegen Ende April und zieht sich bis Ende Mai. Auf Nistplatzsuche gehen die Kleiber Männchen allerdings schon deutlich eher, nämlich im Spätwinter. Hat das Männchen eine geeignete Partnerin gefunden, zeigt er dieser seine Bruthöhle. Allerdings hat das Kleiber Weibchen hier das letzte Wort, denn sie entscheidet, ob die Nisthöhle ihren Wünschen entsprechend ist. Als Bruthöhle verwenden die Kleiber gerne alte Spechthöhlen, aber auch Mauerlöcher und klassische Nistkästen. Typisch für die Kleiber ist dabei, dass sie ihre Bruthöhlen mit Lehmkügelchen verkleben, um sich sicherer darin zu fühlen und den Innenraum entsprechend zu verkleinern. Nachdem das Kleiber Weibchen rund 6 bis 9 Eier gelegt hat, beginnt die eigentliche Brutzeit. Diese beträgt meist zwischen 14 und 18 Tage. Nach dem Schlüpfen der Jungvögel werden diese von ihren Elterntieren für noch ca. 24 Tage direkt im Nest mit ausreichend Nahrung versorgt. Nach dieser Zeitspanne verlassen sie das Nest und machen sich von nun an selbstständig auf die Suche nach geeigneter Nahrung.

So sehen die Eier aus: Die Eier der Kleiber sind rund 2 cm groß, weiß gefärbt und mit rötlichen Punkten bzw. Flecken geziert.

So sehen die Jungvögel aus: Die Kleiber Jungvögeln sehen ihren Elterntieren sehr ähnlich. Lediglich der schwarze Augenstreifen ist noch nicht ganz so intensiv ausgeprägt wie bei den ausgewachsenen Kleibern. Und auch das Bauchgefieder ist zu Beginn weniger rötlich gefärbt.

Ernährung des Kleibers

Die Kleiber zählen zu den leidenschaftlichen Insektenfressern und machen sich daher gerne über Käfer, Raupen, deren Larven und andere Wirbellose her. In den kälteren Herbst- und Wintermonaten greifen sie bei Bedarf aber auch auf Sämereien, Nüsse und Früchte zurück.
Bei der Suche nach geeigneter Nahrung hat der Kleiber eine besondere Vorgehensweise, denn er läuft rasend schnell die Bäume hinauf und anschließend wieder kopfüber hinunter. Dabei pickt er mit Hilfe seines spitzen Schnabels zahlreiche Insekt aus der Baumrinde aber auch von Ästen und Blättern ab. Macht er sich hingegen über Nüsse her, verspeist er diese nicht nur, sondern legt sich zeitgleich auch einen guten Futtervorrat für schlechte Zeiten an.

So kann man den Kleiber im eigenen Garten unterstützen:

Wer die Kleiber im eigenen Garten ein wenig unterstützen möchte, kann dies mit einem frei stehenden oder hängendem Futterhäuschen tun. Wichtig ist dabei allerdings, dass das Vogelfutterhaus an einer übersichtlichen Stellen im Garten angebracht wird. Denn so können die Vögel anschleichende Fressfeinde besser und schneller wahrnehmen. Ebenso wichtig ist es, darauf zu achten, dass sich neben dem Futterhäuschen ausreichend Büsche, Bäume und andere geeignete Verstecke befinden. Sollten in der Nähe der Futterstelle Fenster oder andere Glasscheiben sein, empfiehlt es sich, diese zu bekleben. Denn so lässt sich bestmöglich vermeiden, dass die Kleiber gegen die Scheiben fliegen und sich infolgedessen schwere Verletzungen zu ziehen.
Als geeignetes Vogelfutter bieten sich unterschiedliche Sämereien aber auch Erdnüsse und Sonnenblumenkerne sehr gut an. Ebenso nehmen die Kleiber auch Meisenknödel und andere Arten von Fettfutter gerne an. Wichtig ist jedoch, dass Letzteres nicht in Plastiknetzen verpackt ist, denn darin können sich die Vögel schnell mit ihren schmalen Beinchen verfangen und stark verletzen.
Wer die Kleiber nicht nur mit Futter, sondern auch mit geeigneten Nistplätzen unterstützen möchte, der kann zusätzlich auch noch einige geschlossene Vollhöhlennistkästen im Garten aufhängen. Dabei gilt allerdings darauf zu achten, dass das Einflugloch einen Durchmesser von rund 32 mm aufweist, kleiner sollte es nicht sein. Ist das Einflugloch hingegen größer, stellt dies für die Kleiber kein Problem dar. Schließlich verkleinern sie es in Windeseile selbst mit Hilfe von Lehm und Speichel.

Tipp: Besonders praktisch sind Nistkasten mit Kamera, denn so lassen sich die Vögel sogar bei der Aufzucht ihrer Jungen beobachten.

Feinde des Kleibers

Ebenso wie alle anderen Vogelarten hat auch der Kleiber einige natürliche Feinde. Hierzu zählen unter anderem Elstern, Katzen, Falken, Sperber und Wiesel. Aber auch Infektionskrankheiten und Parasiten machen vor den Vögeln keinen Halt.

Singverhalten des Kleiber

In seinem Revier behauptet sich der Kleiber mit Trillerstrophen. Diese steigen meist ab und klingen in etwa wie ein „wuii-wuii-wuii“. Typisch für den Kleiber ist aber auch sein Zetern, das nach einem „twett-twett-twett“ klingt. Vor allem ab Anfang Dezember bis in den Frühling hinein, hört man die Kleiber immer leidenschaftlicher singen, bis sie in der Brutzeit hingegen beinahe verstummen.

Jenny
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