Der Gartenrotschwanz

5. Mai 2023

Der Gartenrotschwanz war früher ein häufiger Besucher unserer heimischen Gärten. Doch die modernen, ordentlichen und stilvoll gestalteten Gärten machten ihm das Leben schwer. Denn er fand weder geeigneten Schutz noch ausreichend Nahrung. Das ist der Grund, warum Gartenrotschwänze heute vorwiegend in Laub-, Mischwäldern sowie auf Streuobstwiesen und weniger häufig in unseren heimischen Gärten vorzufinden sind. Allerdings nehmen die Bestände in den Städten seit kurzer Zeit wieder zu, sodass man die Gartenrotschwänze heute immer mal wieder an Futterhäuschen beobachten kann. Doch wie sieht der Gartenrotschwanz überhaupt aus? Wie kann man ihn im heimischen Garten unterstützen? Und wie pflanzen sich Gartenrotschwänze fort? All das und vieles mehr beantworten wir in unserem folgenden Vogel-Steckbrief.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Gartenrotschwanz gehört zur Familie der Fliegenschnäpper und unterliegt dort der Unterordnung der Singvögel.
  • Der Gartenrotschwanz zählt glücklicherweise nicht mehr zu den gefährdeten Vogelarten, da sich seine Anzahl in den vergangenen Jahren wieder stabilisiert hat.
  • Der Gartenrotschwanz ähnelt dem Hausrotschwanz enorm, sodass diese nicht ganz so einfach zu unterscheiden sind.

Steckbrief

Name: Gartenrotschwanz

Aussehen: Auffällige Gefiederfärbung mit rotem Schwanz, oranger Brust und aschgrauen Flügeln

Zugverhalten: Langstreckenzieher

Größe: ca. 14 cm

Gewicht: ca. 15 bis 20 g

Alter: maximal 5 Jahre

Futtertyp: Weichfutterfresser

Nahrung: Insekten, Larven, Spinnen, Würmer und Beeren

Lebensraum: Mischwälder, Gärten, Parks, Laubwälder und Co.

Verbreitung: Europa, Asien und Afrika

Natürliche Feinde: Klimawandel, Insektizide, Wiesel, Mensch, Katzen, Sperber, Wetter und Co.

Aussehen des Gartenrotschwanzes

Die kleinen Singvögel weisen einen dunkelgrauen Rücken auf. Auch ihre Flügeldecken sind im selben Farbton gefärbt. Zudem tragen Gartenrotschwänze eine graue Kappe und verfügen über ein tiefschwarzes Gesicht. Letzteres schmückt ein weißes Stirnband. Die Farbe der strahlend rostroten Unterseite zieht sich bis zum Schwanzende durch. Wichtig zu wissen ist, dass die Farbintensität je nach Geschlecht variiert. Näheres dazu im Folgenden.

Gartenrotschwanz-Weibchen vs. Gartenrotschwanz-Männchen

Männliche Gartenrotschwänze wirken unglaublich imposant und einzigartig. Das haben sie vor allem ihrer intensiven Färbung zu verdanken. Im Vergleich dazu sind Gartenrotschwanz-Weibchen beinahe schon langweilig, was ihre Optik betrifft. Denn sie sind deutlich weniger stark gefärbt. Dabei bildet die grau-braune Oberseite nur einen ganz dezenten Kontrast zur minimal helleren Unterseite. Zwar verfügen auch die Weibchen über eine leicht orange Brustfärbung, die Farbintensität ist allerdings nur relativ dezent ausgeprägt. Den einzigen deutlich sichtbaren Farbklecks, den Gartenrotschwanz-Weibchen aufweisen, ist die leuchtend rostrot gefärbte Unterseite des Schwanzes. Allerdings ist diese meist erst beim Auffliegen sichtbar.

Darin unterscheiden sich der Garten- und der Hausrotschwanz

Diese beiden nahen Verwandten sehen sich recht ähnlich. So teilen diese sich nicht nur die Gestalt, sondern auch die leuchtend rostrote Schwanzunterseite. Vergleicht man das Gartenrotschwanz-Männchen mit dem Hausrotschwanz-Männchen, so stellt man jedoch schnell fest, dass letzteres über keine orangerote Brust verfügt. Denn sowohl die Brust als auch der Kopf und der Rücken sind dunkel gefärbt. Das Gesicht und die Brust sind sogar in einem tiefschwarzen Farbton gehalten. Dafür verfügen die männlichen Vertreter der Hausrotschwänze auf ihren dunklen Flügeldecken über ein weiß schimmerndes Flügelfeld.
Ebenso wie bei den Gartenrotschwanz-Weibchen sind auch die Hausrotschwanz-Weibchen viel schlichter gefärbt als die Männchen. Allerdings sind sie dadurch auch deutlich schwerer voneinander zu unterscheiden. Hausrotschwanz-Weibchen haben im Vergleich zu den weiblichen Gartenrotschwanz Vertreterinnen ein dunkleres Gefieder. Dafür besitzen Gartenrotschwanz-Weibchen einen dezent rotorange gefärbten Brustbereich.

Lebensweise des Gartenrotschwanzes

Der Gartenrotschwanz ist in weiten Teilen Europas und Asiens zu finden. Somit kommt der Vogel in ganz Mitteleuropa vor. Westlich ist er bis in die nördlichen Teile Spaniens verbreitet. Im Osten hingegen reicht sein Verbreitungsgebiet bis in die Mongolei. Aber auch im Norden des Irans und in einigen Teilen der Türkei bekommt man den Gartenrotschwanz immer mal wieder zu Augen. Allerdings zählt er zu den Langstreckenziehern und macht sich im Spätsommer auf den Weg nach Afrika. Sein Winterquartier befindet sich südlich der Sahara. Als Lebensraum bevorzugt der Höhlen- und Halbhöhlenbrüter vor allem dichte Laubwälder, Lichtungen und Waldränder. Aber auch Parks, Streuobstwiesen und wilde Gärten werden von den Gartenrotschwänzen gerne angenommen.

Fortpflanzung, Brutverhalten und Entwicklung des Gartenrotschwanzes

Der Gartenrotschwanz bevorzugt den Nestbau in Höhlen und Halbhöhlen, daher auch der Name „Höhlen- bzw. Halbhöhlenbrüter“. Hierfür greift er gerne auf Baumhöhlen, Gebäude- und Mauernischen aber auch Nistkästen zurück. Bei der Suche nach einem geeigneten Nistplatz präsentiert das Gartenrotschwanz-Männchen dem Weibchen mehrere Möglichkeiten in seinem Revier. Die endgültige Entscheidung und Gestaltung des Nestes übernimmt das Weibchen jedoch selbst. Dabei wird die Höhle mit zahlreichem Nistmaterial wie Blättern, Halmen, Moos, Flechten, Stöcken und Co. zu einem Nest geformt. Für die eigentliche Mulde, in der die Eier liegen werden, verwenden die Vögel hingegen weiches Material wie Federn, Haare und ähnliches.
Ist das Nest fertig, so erfolgt zwischen Mai und Juli die eigentliche Brut. Die meisten Gartenrotschwänze ziehen während dieser Zeitspanne meist nur eine, maximal zwei Bruten auf. Nach der Eiablage werden diese für ca. 14 Tage gebrütet, bis letztendlich die Jungen schlüpfen. Diese werden dann für weitere 14 Tage von ihren Elterntieren direkt im Nest mit Nahrung versorgt. Spätestens Ende August sind dann alle Jungvogel ausgeflogen und machen sich auf die erste große Reise ins Winterquartier.

So sehen die Eier aus:

Das Gelege des Gartenrotschwanz Weibchens besteht aus drei bis maximal neun kleinen, grünblauen Eiern.

So sehen die Jungvögel aus:

Überwiegend sind die Gartenrotschwanz Jungvögel deutlich unauffälliger gefärbt als ihre Elterntiere. Mehrheitlich verfügen sie über eine dezente grau-braune Färbung und ähneln somit extrem den weiblichen Tiere.

Ernährung des Gartenrotschwanzes

Gartenrotschwänze zählen zu den Weichfutterfressern und ernähren sich demnach leidenschaftlich gerne von Insekten. Auf ihrem Speiseplan stehen aber auch Spinnen, Weberknechte, Asseln, Tausendfüßler, Beeren und Früchte. Bedauerlicherweise finden die Vögel jedoch von Jahr zu Jahr immer weniger Nahrung. Dies liegt vor allem an der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft und dem anhaltenden Insektensterben durch Insektizide.

So kann man den Gartenrotschwanz im Garten unterstützen

Wer den Gartenrotschwanz im eigenen Garten unterstützen möchte, sollte auf den Einsatz von Insektizide gänzlich verzichten. Auch empfiehlt sich das Anpflanzen insektenfreundlicher Blumen. Denn so können sich die Vögel im Sommer über ein reichhaltiges Insektenangebot freuen. Ebenso können Gartenbesitzer die Gartenrotschwänze perfekt mit Nistkästen unterstützen, denn schließlich brüten sie ausschließlich in Höhlen und Halbhöhlen. Am besten eignen sich hierfür geschlossene Vollhöhlenkästen mit ein oder zwei ovalen Einfluglöchern. Aber auch Halbhöhlenkästen mit halboffener Front kommen bei den Gartenrotschwänzen ebenso gut an.

Feinde des Gartenrotschwanzes

Zu den natürlichen Feinden des Gartenrotschwanzes zählen vor allem Greifvögel wie Sperber und Baumfalken. Marder, Elstern und Krähen haben es hingegen vor allem auf die Brust sowie die gerade flügge gewordenen Jungvögel abgesehen. Die wohl schlimmste Bedrohung stellen jedoch wir Menschen und der Klimawandel dar.

Singverhalten des Gartenrotschwanzes

Meist beginnt der Gartenrotschwanz seinen Gesang bereits einige Zeit vor der Morgenröte. Dabei gleicht sein anfänglicher Gesang einem „huit“, während er mit einem „tick-tick-tick“ endet.

Jenny
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